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domingo, 14 de abril de 2019

consantinoi kavafis uno de los grandes liricos modernos

Konstantin Kavafis
Er gilt als der erste moderne Dichter Griechenlands. Mit seinem Bruder im Geiste, Franz Kafka, verbinden Konstantin Kavafis sein unauffälliges Leben und die Inhalte seiner Lyrik.
Dies ist eins der folgenreichsten Gedichte der modernen Literatur, an deren Beginn es steht. Konstantinos Kavafis, geboren 1863, war eine Art älterer Bruder von Franz Kafka und Fernando Pessoa: der letzte klassische und erste moderne Dichter Griechenlands, kein Formzertrümmerer, sondern ein Formerneuerer, anknüpfend an eine zweitausendjährige Tradition, die von Homer bis zu byzantinischen Autoren reicht. Was ihn mit Kafka und Pessoa verband, war sein unauffälliges Leben als Angestellter der Suezkanal-Verwaltung und seine Verwurzelung im multikulturellen Alexandria, wo Ägypter, Türken, Griechen, Italiener und Engländer, Muslime, Katholiken, Anglikaner, Kopten und orthodoxe Christen auf engem Raum zusammenlebten. Eine untergegangene Welt, der Lawrence Durrell in seinem „Alexandria-Quartett“ ein Denkmal gesetzt hat.
Die Homosexualität, die viele Gedichte von Kavafis grundiert und ihnen eine besondere Stellung verleiht, hat nichts eitel Exhibitionistisches an sich: Im Gegenteil, das erotische Begehren ist hier wie bei Sappho heilige Handlung und göttliche Fügung zugleich. Edle Einfalt und stille Größe: Winckelmanns berühmte Formel passt zu Kavafis, dessen Gedichte unspektakulär daherkommen und sich trotzdem oder gerade deshalb mit Widerhaken im Bewusstsein der Leser festsetzen. Das gilt auch für den vorliegenden Text, der eine erstaunliche Wirkung entfaltete, stehend und fallend mit dem wie ein Refrain wiederholten Vers: „Unsre Bemühungen sind wie jene der Troer.“

Was soll ohne Barbaren aus uns werden!

Im Jahr 1953 erschienen die Gedichte, von Helmut von den Steinen kongenial übersetzt, in der neugegründeten Bibliothek Suhrkamp, und von Kavafis’ Kunst beeindruckt, schrieb Brecht drei Jahre später in den Buckower Elegien: „Bei der Lektüre eines spätgriechischen Dichters // In den Tagen, als ihr Fall gewiss war / Auf den Mauern begann schon die Totenklage / Richteten die Troer Stückchen grade, Stückchen / In den dreifachen Holztoren, Stückchen. / Und begannen Mut zu haben und gute Hoffnung. // Auch die Troer also ...“
Nach der Niederschlagung des Arbeiteraufstands vom 17. Juni 1953 nahm Brecht eine Auszeit in Buckow, und es ist nicht ganz klar, ob das Gedicht sich auf die Atomkriegsgefahr bezog oder auf die Entstalinisierung der DDR – vielleicht beides zugleich. Doch Brechts Hommage an den Spätgriechen, dessen poetischen Rang er sofort erkannte, hat einen Schönheitsfehler: Bei Kavafis ist nirgends von Stadttoren die Rede, weil Troja nicht mit Gewalt erobert wurde, sondern mit Hilfe des hölzernen Pferds, und „Stückchen graderücken“ steht stellvertretend für Stückwerk oder Flickwerk, für sinnlose Routine angesichts drohender Gefahr. Über den historischen Kontext hinaus haben die „Troer“ von Kavafis eine existentielle Dimension, die das Gedicht wie Brechts Parabeln vom Herrn Keuner universell anwendbar macht: Nicht bloß in Geschichte und Politik, sondern im Alltagsleben werden Probleme ja nicht gelöst, sondern ignoriert, bis andere, noch größere Probleme sie von der Tagesordnung verdrängen. So besehen ist das Stückwerk, von dem Kavafis spricht, eine poetische Metapher für das Vergehen der Zeit, die alle menschlichen Bemühungen unterläuft.
„Wie armselig kam ihm da das Warten auf der Festungsmauer und sein ständiges Starren auf die verlassene Tatarenwüste vor“, heißt es Dino Buzzatis gleichnamigem Roman, der, in viele Sprachen übersetzt, in der Grenzfestung eines imaginären Reiches spielt: „Man lebt hier oben wie in der Verbannung. Da muss man einfach ein Ventil finden ... Einer hat es sich als erster in den Kopf gesetzt und angefangen, von Tataren zu reden ... Die Tataren ...Anfangs hält man es natürlich für Unsinn, aber zu guter Letzt glaubt man selber daran.“ Der italienische Romancier, Maler und Journalist hatte vermutlich Kavafis gelesen, vor allem aber Kafka, in dessen Nachfolge er schrieb.
Franz Kafka wiederum kannte das Werk von Kavafis nicht, doch die dem Gedicht zugrundeliegende Situation einer belagerten Stadt kehrt in vielen seiner Texte wieder, vom Fragment „Der Riesenmaulwurf“ bis zur späten Erzählung „Der Bau“. Der Protagonist, ein Dachs, verirrt sich im Labyrinth seiner Ängste ebenso wie in dem weitverzweigten Bau, den er zum Schutz vor Feinden unermüdlich ausbessert. Noch deutlicher tritt das Thema hervor im unvollendeten Zyklus „Beim Bau der chinesischen Mauer“, wo die vor dem Kaiserpalast lagernden Nomaden sich und ihre Pferde von blutigem Fleisch ernähren, ein sprechendes Detail schon deshalb, weil Kafka Vegetarier war. Dazu passt ein vielzitiertes Gedicht von Konstantin Kavafis, das so endet: „Und jetzt – was ohne Barbaren aus uns wird! / Diese Menschen waren eine Art Lösung.“

Konstantin Kavafis: „Troer“

Unsre Bemühungen, die von Schicksalsduldern,
Unsre Bemühungen sind wie jene der Troer.
Stückchen richten wir grade, Stückchen
Nehmen wir über uns und beginnen,
Mut zu haben und gute Hoffnungen.
Immer doch steigt etwas auf und heißt uns stillstehn.
Aufsteigt in dem Graben uns gegenüber
Er, Achill, und schreckt uns mit großen Schreien. –
Unsre Bemühungen sind wie jene der Troer.
Kühn gedenken wir, mit Entschluss und Wagmut
Fallenden Schlag des Geschickes zu ändern.
Und wir stellen uns draußen auf zum Kampfe.
Aber sobald die große Entscheidung nahkommt,
Geht uns der Wagmut und der Entschluss verloren,
Unsere Seele erbebt, fühlt Lähmung,
und in vollem Kreis um die Mauern laufen wir,
Durch die Flucht zu entrinnen bestrebt.
Dennoch ist unser Fall gewiss. Dort oben
Auf den Mauern begann schon die Totenklage.
Unsrer Tage Erinnrungen weinen, Gefühle weinen.
Priamos bitter um uns und Hekabe weinen.
Aus dem Neugriechischen übertragen von Helmut von den Steinen

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